"Aus der G'schichte kommen wir jetzt nicht mehr raus, oder?"
"Noup. Ich glaub' nicht."
"Hm. Jo, wuascht is' a."
Dieser Dialog meine lieben LeserInnen ist nicht der Dialog von zwei TäterInnen, die eine Bank überfallen haben und sich kurz vor dem Verhör noch einmal absprechen. Diesen Dialog führten zwei Menschen beim Juwelier. Und zwar beim Bestellen der Eheringe. Ja, genau. DER Ringe. Oder des einen Ringes.
Ash nazg durbatulûk,
Ash nazg gimbatul,
Ash nazg thrakatulûk,
agh burzum-ishi krimpatul.
Aber bevor die beiden das getan haben, sind Monate vergangen, viele Nervenstränge abgestorben und mindestens genau so viele weiße Haare stattdessen nachgewachsen.
Aber um das ganze zu erklären, beschreibe ich das jetzt mal so, wie es in den Brautmagazinen (OHNE Gender, weil welcher Mann liest den Schas ernsthaft?) beschrieben wird:
12-10 Monate vorher (also vor dem Tag mit dem "Ash nazg durbatulûk"-Zeugs):
Überlegen Sie sich, wie Sie heiraten möchten. Wieso? Wer heiratet? Heiratet echt wer? Echt jetz? Stellen Sie einen ersten Budgetplan auf. Legen Sie eine vorläufige Gästeliste an.
Himmelarsch! Da hat die Braut ja noch keine Ahnung davon, dass sie demnächst überhaupt gefragt wird, ob sie heiraten will. Pf.
10-8 Monate vorher:
Da steht nix. Da muss man anscheinend nix tun. Außer beim plötzlichen Heiratsantrag heulen. Und beim Anblick des perfekten Verlobungsringes noch mehr heulen. Und Kopfschütteln. Und dann wieder heulen. Sonst muss man da anscheinend echt nix tun. Also-echt nicht. Anscheinend. Pf.
8-6 Monate vorher:
Suchen Sie eine geeignete Location für Ihren großen Tag. Behalten Sie dabei Ihr Budget im Auge und verhandeln Sie wenn möglich mit den Gastgebern oder Vermietern der Eventlocation. Was? Ja wissen denn die nicht, dass eine Hochzeit einen heutzutage finanziell ruinieren kann? Also-wenn man die halt so macht, wie's auf den Hochglanzfotos dargestellt wird ... Fixieren Sie einen Termin mit einem Standesbeamten/einer Standesbeamtin und reservieren Sie eine Kirche sowie einen Pfarrer.
Und wieso soll die Braut (nämlich nur DIE, vom Bräutigam redet da ja kein Mensch) alles auf einmal regeln? Was war mit den Monaten 10-8? Warum soll sie da nix machen und dann plötzlich alles? Und wer zum Teufel braucht einen Pfarrer? Pf.
6-4 Monate vorher:
Gehen Sie Ihre Gästeliste noch einmal durch. Streichen oder ergänzen Sie die Liste und legen Sie bei dieser Gelegenheit gleich eine erste Sitzordnung fest. Sie kennen die Gäste am besten und wissen genau, welche Persönlichkeiten keinesfalls aufeinander treffen sollen. Öh. Hm. Achso, ja, nein, die gehen da mal gar nicht zusammen und dann streichen wir die weg, dafür schreiben wir die dazu und hm. Muss man die da auch einladen? Mannoh. Beginnen Sie mit Ihrem Fitnessprogramm. Womit? Starten Sie mit einem leichten Cardiotraining. Mit wem? Stellen Sie Ihre Ernährung auf ausschließlich gesunde Nahrungsmittel um, damit Sie an Ihrem großen Tag strahlen. Die künftige Braut strahlt jetzt schon. Das nennt man fettige Haut. Bodyshaping verhilft Ihnen zur perfekten Brautmodenfigur. Welche Figur? Pf.
4-2 Monate vorher:
Legen Sie die Location fest. Die Braut dachte, dass hätte in den Monaten 6-4 schon erledigt werden müssen. Hmm... Besprechen Sie mit dem Gastgeber/der Gastgeberin genaue Details. Legen Sie das Menü und die Getränke fest. Öh. Was weiß das Brautpaar, was es in 4-2 Monaten essen will, wenn sie nicht mal wissen, was sie am heutigen Tag essen sollen. Bestellen Sie Ihre Trauringe. Jetzt erst? Boah, die sind doch schon längst ...wo sind die denn jetz' wieder? Packen Sie Ihre Liebsten ein und freuen Sie sich auf einen herrlichen Brautkleider-Shopping Nachmittag mit Champagner und Häppchen. Liefert das Internet neuerdings tatsächlich Brautkleider, Häppchen und Schampus in einer Box? Sehr praktisch. Legen Sie Ihre TrauzeugInnen fest. Das weiß die Braut schon seit 16 Jahren. Und die Trauzeugin auch. Pf.
2-4 Monate vorher:
Fixieren Sie ...blablabla. Fixieren Sie sich selber, Sie saublödes Scheißmagazin. So eine dämliche Checkliste hat die Welt noch nicht gesehen. Und nur damit Sie's wissen, sie saublödes Scheißmagazin: Braut UND Bräutigam haben das alles gemeinsam gemacht. Und ohne Pfarrer. Und ohne Weddingplaner. Und allen voran: Ohne einer dämlichen Checkliste. Einfach so. Freestyle, pfpfpf.
Übrigens:
Der Bräutigam und die Braut erfreuen sich nach mehrmaligen ohmeingottwirwerdenallesterbenundachscheißdrauf-VEGASBABY-Phasen bester Gesundheit. Und wie bereits festgestellt:
"Aus der G'schichte kommen wir jetzt nicht mehr raus, oder?"
"Noup. Ich glaub' nicht."
"Hm. Jo, wuascht is' a."