Bevor meine bessere Hälfte und ich zu einem Liebespaar wurden, waren wir
a) jünger
b) faltenfreier (er zumindest)
c) fitter
d) und vor allem d) schlanker.
Dann wurden wir ein Paar (Schnaitl Bier und Glühwein sei Dank).
Es begann Phase 1 in der Beziehung. Das von Singles verachtete aber trotzdem heiß begehrte "cocooning". Während dieser Zeit existieren nur die beiden Liebenden, die sich vor der Öffentlichkeit verstecken, um zu knutschen und ihrwisstschonwas tun und sich anhimmeln und all den Kram. In dieser Zeit wird keine Nahrungszufuhr benötigt. Luft und Liebe reicht. Echt jetz'.
In Phase 2 ("wir lieben uns, müssen aber nicht ständig knutschen") kehrt man langsam ins Sozialleben zurück. Langsam werden etwaige Hobbies wieder aufgenommen (natürlich in der Sparvariante, man und frau wollen ja Zeit füreinander haben). Der Freundeskreis kann aufatmen. Er oder sie sind wieder zurück. Halt mit Anhang, aber was solls, wenn der Anhang cool ist, passt das schon. In dieser Phase sind körperliche Bedürfnisse, wie pipi+pupu, pupsen, rülpsen oder essen noch ein Tabu.
Nach einigen Monaten, sagen wir nach einem Jahr, beginnt Phase 3. "Wir bauen uns eine gemeinsame Zukunft auf". Jetzt beginnt der echte Ernst des Lebens, Schulzeit quasi Kindergarten dagegen. Das Paar sucht sich eine gemeinsame Wohnung, richtet gemeinsam ein (er schwarz+weiß, klare Linien. sie Blumen und bunten Kram, der rumsteht und sinnlos, aber schön ist). "Normalität" hält Einzug. Plötzlich wird gemeinsam gegessen. Ja. Auch Frauen essen. Viel, wenn's gut ist. Eine neue Leidenschaft ist gefunden: Gemeinsam kochen und dann die unfassbaren Köstlichkeiten gemeinsam essen. Ein soziales Happening jeden Abend, um den Tag revue-passieren zu lassen. Mit Essen reflektiert sich's gleich viel besser. Toll, das echte Beziehungsleben ist endlich eingekehrt! (Zu diesem Zeitpunkt pupsen Mädls Schmetterlinge und müssen niemals pupu. Ganz selten pipi. Aber niemals pupu.)
Schleichend geht man von Phase 3 in Phase 4 über. In der "Willkommen im Alltag"- Phase fühlt man sich das erste Mal seit dem ersten Knutschen wieder normal und wie man selbst eben. Da wird plötzlich die schwarze Yogahose herausgekramt für einen gemütlichen DVD-Abend, der langsam in einen chilligen Fernsehabend, der wiederum relativ schnell in eine alltägliche Abendgestaltung übergeht. Dass er die Hose als "unsexiestes Teil, das man im Kasten hat" bezeichnet, ist ihr wurscht. Die Hose ist gemütlich, also bleibt sie am Körper. (Da passen Chips rein und Kekse und Schokolade, NAMMMMI!) Das großartige an dieser Phase ist der "ich bin so wie ich bin" Faktor. Meine bessere Hälfte hat mal zu mir gesagt, dass ich in den ersten 20 Minuten am Tag echt hässlich bin. Liegt daran, dass ich noch keine Wimperntusche trage, nach Heiti-Mundgeruch stinke und meine Haare aussehen, als ob ich in die Steckdose gegriffen hätte. Mir egal. Er stinkt auch. Und seine Haare sehen auch katastrophal aus. Fesch ist er trotzdem gleich nach dem Aufstehen (aber das braucht er ja jetzt echt nicht zu wissen). Wenn man am Vorabend die Nacht durchgefeiert hat, vielleicht einem auch noch was aus dem Gesicht gefallen ist und am nächsten Tag halbtot auf der Couch liegt und nur Suppe essen kann, wird gemeinsam gelacht. Kein Schamgefühl mehr, mehr dieses allwissende "ichweißgenauwieesdirgeht".
Doch plötzlich - plötzlich befindet man sich in Phase 5. Unsere aktuelle Phase. Die "Um Himmels willen, was ist aus uns geworden?" Phase. Wie wir dahin gekommen sind? Na eben so: Beide schreiben die Bachelorarbeit. Beide brauchen viel Energie dafür. Was machen beide gerne? Essen. Also wird gekocht. Und gegessen. Beim Schreiben werden Kekse als Nervennahrung gegessen. Beim Fernsehen werden Chips gegessen. Denn: Wenn man viel Süßes isst, muss man danach auch Salziges essen - das weiß doch wirklich jede/r! Na, auf jeden Fall haben wir gegessen. Und gefaulenzt, weil ganz ehrlich: studieren, Abschlussarbeit schreiben+ arbeiten macht müde und strengt an. Zeit für Sport bleibt da sowieso nicht. Weil: Wir spinnen ja nicht und stehen um sechs in der Früh auf, nur damit wir laufen gehen können. Pf! Also sind wir beide zu dem geworden, was wir jetzt sind:
FETTSÄCKE. Behaarte Fettsäcke. (weil rasieren ist auch super anstrengend und boah, echt he! Lieber noch chips und kekse essen...) Zu dieser Feststellung sind wir gestern am Mattsee gekommen. Weil uns beiden der Bauch über die Hose gehängt ist. Und mir sowieso schon lang keine Hosen mehr passen.
Darum beginnt jetzt Phase 6. "Wir wollen unseren Sex zurück!". Sport so oft wie möglich. Zum Frühstück ein blödes Müsli mit noch blöderem Obst. Zu Mittag noch mehr Gemüse (ja. Auch Vegetarier/innen können NOCH MEHR Gemüse essen) und weniger Kohlehydrate (glaube nicht, dass ich das tatsächlich überleben werde). Am Abend nur noch Joghurt mit Bananen (ja. auch für Laktoseintolerantinnen wie mich gibt's sowas. Leider.). Oh Gott. Diese Phase wird die Hölle! Ich werde grantig sein und muffig und ständig hungrig. Aber irgendwann sind wir wieder das, was wir vor drei Jahren waren:
a) gutaussehend
b) fitter
c) zufriedener
d) und vor allem d) schlanker
Ach- und- wer mich gut kennt weiß, es ist wahrscheinlich "nur eine Phase"!