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Montag, 20. Januar 2014

Eine Zugfahrt, die ist lustig

Eine vierstündige Zugfahrt von Graz nach Salzburg ist wohl der beste Schauplatz für eine Sozialstudie bzw. einen Querschnitt der österreichischen Bevölkerung.
Folgende Exponate konnten in der Zug-Galerie genauer unter die Lupe genommen werden:

  • Die Nerd-Geek-Hipsterin
  • Die Berufssöhne (und späteren VWL, iBWL und FPÖ Trottel)
  • Der knausrige Medizinstudent
  • Das erschöpfte Kurztrip-Ehepaar
  • Der traurigste Mensch der Welt
  • Die Karrierefrau mit eigener Sitzplatzreservierung
  • Uvm.

Das besondere Interesse gilt den eben erwähnten Gruppierungen, die, stellvertretend für alle anderen ÖsterreicherInnen, im Zug Platz genommen haben. Kommen wir nun zu einer genaueren Beschreibung der einzelnen TypInnen:

Die Nerd-Geek-Hipsterin
Bewaffnet mit Ethno-Vintage-Shopper, allen Mac-Produkten die Herr Jobs jemals erfunden hat und einem Brettspiel (weil super retro), betritt die NGH das Zugabteil. Das Haar locker zu einer undone-Friese (höchstwahrscheinlich stundenlang) frisiert, setzt sie sich bewusst easy going an ihren Fensterplatz. Um den Vintage-Style zu komplettieren, schreibt diese sympathische junge Frau all ihre Gedanken der Inspiration in ein vergilbtes Gedankenbüchlein mit Ledereinband, um diese dann mit einem überfilterten Hipstamatic-Instagram-Eyem-Foto online zu posten. Das vorbeiziehende Landschaftsbild (aufgenommen mit Herrm Jobs Telefon) wird dann mit dem klugen Spruch, der irgendwas mit Träumen, im Jetzt leben und mit Einhörnern zu tun hat, von SocialMedia UserInnen dreimilliarden mal geteilt, geliked und als Profilfoto verwendet. Und das alles nur, weil ihrem Macbook/Macair/Macwtf der Saft ausgegangen ist.

Die Berufssöhne (und späteren VWL, iBWL und Außenminister)
Der Scheitel streng gezogen, das Hollister Hemd bis oben ordentlich zugeknöpft, die Timberland-Mokkasins mit hellblauen Stricksockerl kombiniert, betreten diese Herrschaften das Zugabteil. Betont selbstbewusst wird über den Riss der letzten Nacht gesprochen, während das Smartphone immer in der Hand bleibt. Die Eroberung von der echt supergäillllen Nåcht wird zum dummen Sexpupperl degradiert, über die gestern ausgegebenen Hundert-Euroscheine, die später dann in Form von Vodkakebabgerührt wieder retour gekommen sind, wird lauthals gelacht. Dann wieder zurück zum blöden Weibsstück, die hackedicht dann doch die Beine breit gemacht hat, weil YOLO.

Der Medizinstudent:
Geschniegelt und gestriegelt im naturweißen Zopfpulli mit fescher beiger Cordhose und adretten Lockenkurzhaarschnitt setzt sich der Vertreter dieses Menschenschlags auf sein Platzerl. Nach wenigen Sekunden platzt er lauthals in sein Mobiltelefon, dass die gestrige Nacht „vollllllfad“ war, „wööölllllll die anderen allllllle heimgongen san“ und das sowieso blöd war, weil die Taxifahrt „vüüüüüllllllll z’teia woar, wöööölllll fünf Euro eigentllllich das maximum g’wesn wär“ und überhaupt muss er sich später noch „amollll“ melden, „wöllllll“ die Verbindung nur wenige Kilometer außerhalb von Graz superscheiße is, „wöllllll“ Botanik und so. Nur wenige Sekunden später führt der Medizinstudent selbiges Gespräch im beinahe identen Wortlaut noch einmal, allerdings mit dem Zusatz, sie möge doch bitte den Kefir (ALTER ECHT!? KEFIR???) abseihen, „wöllll“ er den dringend brauche als Vitaminspritze für die nächste schwere Prüfung.

Das erschöpfte Kurztrip-Ehepaar
Sie übergewichtig und klein. Er groß und dünn. Sie liest „Bild der Frau“, er schläft. Nothing more to say.

Der traurigste Mensch der Welt
Mit Mäcisackerl bewaffnet, Blech an den unpassensten Stellen im Gesicht, schwarzblau geglätteten Haaren und schwarzem Kajallinien betritt der einsamste und traurigste Mensch der Welt, in Fachsprache „Emo“ (Anm.d.Red.: emo-> emotional)genannt, das Zugabteil. Ähnlich trostlos und trist, wie eh die ganze Welt, sieht auch die Kleidung dieser ärmsten und einsamsten Person der Welt aus. Schwarz mit Neonsternchen, die allerdings auch nicht als Lichtblick in dieser so tragischen Welt gelten. Nicht zu vergessen sind der dramatische Blick auf das Stevejobstelefon mit pinken japanischen Katzensoftcase, das Fastfoodsackerl und die Kopfhörer, die dieses Häufchen Elend mit der traurigsten Musik der Welt verbindet. Nach bedrückenden Minuten im Zug, verlässt das schwarze, traurige Wesen nach nur einer Station das Abteil, um sich wahrscheinlich nur wenig später für ein kleines, trauriges Nickerchen auf die Gleise zu legen.

Die Karrierefrau mit eigener Sitzplatzreservierung
Nur wenige Minuten vor Abfahrt stürzt, völlig gestresst und außer Puste, ein Hungerhaken ins Abteil. Der dicken Dame auf Platz 63 wird relativ schnell klar, dass Sizezero den ganzen Platz für sich reserviert hat, auch wenn sie nur ein Viertel davon tatsächlich braucht. Also steht die dicke Dame flott auf und lässt die Salatbletschnfrau auf ihren viertel Sessel hinsetzen, um auf das restliche Dreiviertel ihr Louis Vouitton Tascherl, ELLE Magazine und ihre Escada Handschuhe zu platzieren. Die Gazellenbeinchen, mit Herrn Blahniks Schuhwerk geziert, werden auf den Mittelgang gestreckt, weil die Hose vom DG Hosenanzug zwickt. Ist nämlich Größe 32. Also leider eine Nummer zu klein. Aber fesch. Das erfrischende schwarz mit dem frechen aalglatten Haarschnitt, passt perfekt zum Hunger... äh zur Geschäftsfrau mit ihrem Blackberry, mit dem man ganz laut emailstippen und Geschäftsabschlüsse tätigen kann. An einem Sonntag. Blöd nur, wenn gegenüber der Medizinstudent sitzt, wööölllllll zwa g’schaftige auf an Haufn, san ana z’vüllll.


Zu guter Letzt:

Die genervte Lehrerin
Die nach zwei Nächten zu vielen herrlichen Gesprächen, zu viel lachen und zu wenig Schlaf genervt ist von ihren Mitreisenden und sich wünschen würde, dass, auf steirisch gesagt, amoll olle olle Goschn holltn. Damit sie in Ruhe herrschaftszeitenkreizsakramentnuamoi endlich wieder einen Blogpost schreiben kann.

Sonntag, 6. Januar 2013

Ein Königreich für einen Vogel Strauss!

Oh Gott! Die Ferien sind vorbei! Nein, oh nein, nein, nein!!!! Das darf jetzt noch nicht sein!! (Suderndes LehrerInnenverhalten setzt früher ein, als einem lieb ist) Ich hab mir so viel vorgenommen, für die Schule zu erledigen und gemacht habe ich... öh, lassen wir das.
Und jetzt geht mir die Dose, wie man so schön sagt. Weil ich, nach knapp sechs Wochen Unterricht, noch immer nicht die leiseste Ahnung habe, was zum Henker ich da tue.
Während die Materialschlacht eindeutig an die jüngeren Semester geht (das sind die, die jünger sind als ich aber bereits seit Jaaaaaaaaaahren unterrichten), sind die älteren Ladies (und in diesem Beruf braucht man nun wirklich nicht zu gendern, weil ich meine-welcher Mann... Oh. Meiner.) die entspannten mit einem wichtigen Grundsatz: "Die, die's lernen, lernen's sowieso." Aha. Na dann! Frage ich Kolleginnen, wie ich XYZ am Besten machen soll und welche Materialien ich machen soll, kommt meine Lieblingsantwort: "Ich machs so (hier eine unfassbare Menge an laminierten Spielen etc aufzählen), aber du musst das für deine Kinder individuell betrachten."

ICH
BETRACHTE
INDIVIDUELL.
JEDEN
VERDAMMTEN
FURZ.

Also sitz ich vor meiner Wochen/Tagesplanung und brüte vor mich hin, wie ich die ganzen Inhalte in die Köpfe der Kinder kriegen soll, ohne immer nur Buch Seite BLA zu sagen. Ich sags wie es is:
ICH BIN ÜBERFORDERT.
Ich hab das Gefühl, dass mein dreijähriges Studium völlig fürn Hugo war. Dass die Praktika fernab jeglicher Realität waren. Dass ich glaub ich in diesem Job nicht alt werde. Eigentlich würd ich gern die Vogel Strauss Taktik anwenden. Kopf in den Sand. Bin nicht da. Soll sich doch wer anderer plagen. Mir doch egal. Bei mir lernen die ja sowieso nix. *Heul*
Und dann, dann krieg ich eine E-Mail von einer Mama aus der Klasse. Die schreibt, dass sie anfangs skeptisch war, aber dass sie ein gutes Gefühl hat und dass alles super passt. Und ich das gut mache. Rettet meinen Tag. Ein bißchen zumindest, denn die Überforderung bleibt.
Deshalb meine Bitte an all die JunglehrerInnen (muss wohl gendern, weil mein Mann ja da auch dabei is): SCHREIBT MIR, DASS IHR EUCH AUCH NICHT AUSKENNT! DASS IHR AUCH ÜBERFORDERT SEID! Tröstende Worte bitte an mich! Die kann ich jetzt echt mal brauchen. (Diejenigen, die wissen, dass ich eine Dramaqueen bin - NA UND!? Bitte trotzdem aufmunternde Worte schreiben.)

So lange mach ich das, wie diese lustigen Vögel, die keine Vögel sind, weil sie ja nicht fliegen können. Ich stecke den Kopf in den Sand und warte, bis die Gefahr vorbei ist. Und dann lauf ich wie der Pfizipfeil einfach irgendwo hin. Oder ich setz mich jetzt einfach zu der blöden Planung und tu was für die 22 Zwerge, die saucool sind und auf die ich mich jetzt echt schon freue.