Sonntag, 3. Februar 2013

Sicher nicht.

Ich bin eine Internet-Touristin. Was das ist? Also: Wenn mich der Ort, an dem ich mich durchgehend länger als 3 Wochen befinde, ankotzt, surfe ich stundenlang im Internet, um fiktive Urlaube zu planen. Etwa einen Monat Bali samt Borneo, ein paar Wochen Java, Flores und Kommodo. Und dann war ich auch noch nicht in Kanada und Alaska. Und PENG! - Sind wir schon beim ersten Problem: Alaska gehört zu den USA. Jetzt wissen alle, die mich besser kennen: Die Keks tut sich mit den Vereinigten Staaten von Absurdistan sehr schwer. Um es auf Österreichisch klar zu formulieren: "I foa do sicher ned hi, de hom jo olle (!) an Schuss!!!" Zurückzuführen ist dieses Ressentiment auf 9/11, George W. Bush, die Waffenpolitik und die dämlichen Einreisebestimmungen, wonach ich aus 100ml Flüssigkeitsbehältern anscheinend keine Bombe basteln kann. (Trottel.) Gut. Also dann eben kein Alaska, damit kann ich leben.
Die südostasiatischen Länder sind, meiner Mama zu Folge, der völlige Irrsinn, denn "die treten Menschenrechte mit Füßen" und außerdem essen sie Gecko am Spieß. Jaaaaa, eh. Aber voll schön is es dort, deshalb kneif ich wohl mal beide Augen zu und flieg trotzdem wieder dort hin. Ein Sonnenuntergang in Koh Lipe und alles wird gut, sag ich immer.
Heut' lese ich dann einen Artikel über die Massenvergewaltigungen und Gewaltexzesse im Nahen Osten. Wobei-so Naher Osten ist das ja gar nicht, komme ich im Laufe des Lesens drauf. Die schreiben da ja über Ägypten. Darüber, dass es 600 Anzeigen wegen Vergewaltigung allein im Vorjahr in Kairo gegeben hat und dass die Dunkelziffer um ein 10faches höher ist. Darüber, dass Frauen als Leibeigene angesehen werden. Darüber, dass Frauen auf dem Weg zur Uni oder zur Arbeit sexuell belästigt und angegrapscht werden. Arabischer Frühling hin oder her. Verhüllt hin oder her. Das ist denen da völlig wuascht. Und wenn frau es zur Anzeige bringt passiert - genau! - nix. Weil eben patriarchale Strukturen und so. Daneben ein Artikel über Frauen in Indien. "Die sind genauso blöd, wie die deppad'n Chinesen", denk ich mir. Illegal beim Frauenarzt Geschlecht beim Kind bestimmen lassen und dann abtreiben, wenn's ein Mädl wird. Und jetzt? Haben die Herren Inder in den Städten zu wenige Frauen und kaufen sich verarmte Mädchen aus Nordindien. Moderner Sklavenhandel. Und alle schauen zu. Da muss zuerst eine 23jährige nach einer Vergewaltigung sterben, dass die Welt nach Indien und auf deren Frauenrechte schaut. Dann ist das Thema 3 Wochen ein Dauerbrenner und jetzt interessiert's keine Sau mehr. Die Heiratspolitik wird sich dort auch nicht ändern. Und so lange Frauen ihre Buben so erziehen, wie es in der Gesellschaft erwünscht ist, solange Mädchen keinen/wenig Zugang zu freier Bildung haben, solange Penisträger in den Führungsetagen der Politik sitzen, ändert sich da sowieso nix.
Also kann ich da auch nicht hinfahren. Quasi: Zwei ganze Kontinente für'n Arsch. Die einen schießen auf alles und spielen Weltpolizei, obwohl das jede/n nur nervt. Die anderen scheißen auf Frauen und deren Rechte. Gut, also bleiben noch vier weitere Kontinente. Ach nein, warte- Ägypten ist ja in Afrika. Da kommt dann noch die Beschneidung von Kindern dazu. Sorry, geht auch nicht. Da waren's nur noch drei. 
Die Arktis. Pfoah, schon kalt dort. Ich könnte die Samen besuchen, is sicher spannend. Das wäre eine Möglichkeit. Gut, also wenigstens geht mal der Kontinent.
Australien. Wie sagt meine bessere Hälfte immer? "Dieser Kontinent sagt dir mit jedem Quadratmillimeter seiner Fläche: GEH WEG!" Weil Megaozonloch, die höchste Dichte an tödlich-giftigen Tieren und viel zu heiß. Also ja, Australien ist eher, wie soll ich sagen, eine Notlösung, falls mir die Kontinente/Reiseziele ausgehen.
Europa. Ach wie fein. Gutes, altes Europa. Was hätten wir denn da? 
  • Griechenland, Italien, Kroatien, Portugal, Spanien - Megaklischeemäßig. Da brauchst mit'm Rucksack echt keinen auf "Freigeistreisende" machen. Da kann ich gleich ins Leopoldskroner Freibad gehen. 
  • Frankreich - jo, eh. Wenn ich dann mal alt und fast tot bin, sehen mich diese eingebildeten Pfosten wieder. 
  • Der Östen. Östeuröpa - Plattenbauten. Geh bitte - wo genau soll ich da jetzt Urlaub machen? 
  • Schweiz. Pffhahahaha! Zu tüüüür (teuer). 
  • Deutschland sowieso nicht - viel zu viele Deutsche dort. 
  • England, Irland, Schottland - da regnets die ganze Zeit. 
  • Russland, Estland, Lettland, Litauen - sind alle homophob, also SICHER NICHT. 
  • Skandinavien? Kalt. Und windig. Und teuer. Aber so schön. Halt - Moment! Der Walfang. Ach, dann eben dort auch nicht hin. Ist ja echt eine Sauerei mit dem Walfang, da fällt mir ein: Kanada kann ich dann wohl auch streichen.
Bleibt Österreich über. Urlaub dahoam. Fesch. Is' aber auch schwierig, denn wenn man auch hier die Lage der kleinen Alpenrepublik oberflächlich betrachtet, besteht unser Land zu einem Viertel aus Nazis, dann hätten wir da noch kapitalistische Touristiker, die Berge komplett zubauen und Bettenburgen aufziehen, Wiener und Niederösterreicher (I maan, samme se ehrlich ...) und nicht über den Tellerrandschauenwollende Bergmenschen, die alle andern nicht mögen, weil alle deppad sind.

Ach so. Hoppala. Na, so lange ich meine Urlaube nur fiktiv zusammenstelle, unterstütze ich ja keines dieser Länder. Oder etwa doch?

Übrigens: 
Wenn ihr was tun wollt, für die Frauenrechte weltweit: Am 14.02. um 17:00 in der Linzergasse 
Mehr Infos auf http://onebillionrising.org/

Sonntag, 6. Januar 2013

Ein Königreich für einen Vogel Strauss!

Oh Gott! Die Ferien sind vorbei! Nein, oh nein, nein, nein!!!! Das darf jetzt noch nicht sein!! (Suderndes LehrerInnenverhalten setzt früher ein, als einem lieb ist) Ich hab mir so viel vorgenommen, für die Schule zu erledigen und gemacht habe ich... öh, lassen wir das.
Und jetzt geht mir die Dose, wie man so schön sagt. Weil ich, nach knapp sechs Wochen Unterricht, noch immer nicht die leiseste Ahnung habe, was zum Henker ich da tue.
Während die Materialschlacht eindeutig an die jüngeren Semester geht (das sind die, die jünger sind als ich aber bereits seit Jaaaaaaaaaahren unterrichten), sind die älteren Ladies (und in diesem Beruf braucht man nun wirklich nicht zu gendern, weil ich meine-welcher Mann... Oh. Meiner.) die entspannten mit einem wichtigen Grundsatz: "Die, die's lernen, lernen's sowieso." Aha. Na dann! Frage ich Kolleginnen, wie ich XYZ am Besten machen soll und welche Materialien ich machen soll, kommt meine Lieblingsantwort: "Ich machs so (hier eine unfassbare Menge an laminierten Spielen etc aufzählen), aber du musst das für deine Kinder individuell betrachten."

ICH
BETRACHTE
INDIVIDUELL.
JEDEN
VERDAMMTEN
FURZ.

Also sitz ich vor meiner Wochen/Tagesplanung und brüte vor mich hin, wie ich die ganzen Inhalte in die Köpfe der Kinder kriegen soll, ohne immer nur Buch Seite BLA zu sagen. Ich sags wie es is:
ICH BIN ÜBERFORDERT.
Ich hab das Gefühl, dass mein dreijähriges Studium völlig fürn Hugo war. Dass die Praktika fernab jeglicher Realität waren. Dass ich glaub ich in diesem Job nicht alt werde. Eigentlich würd ich gern die Vogel Strauss Taktik anwenden. Kopf in den Sand. Bin nicht da. Soll sich doch wer anderer plagen. Mir doch egal. Bei mir lernen die ja sowieso nix. *Heul*
Und dann, dann krieg ich eine E-Mail von einer Mama aus der Klasse. Die schreibt, dass sie anfangs skeptisch war, aber dass sie ein gutes Gefühl hat und dass alles super passt. Und ich das gut mache. Rettet meinen Tag. Ein bißchen zumindest, denn die Überforderung bleibt.
Deshalb meine Bitte an all die JunglehrerInnen (muss wohl gendern, weil mein Mann ja da auch dabei is): SCHREIBT MIR, DASS IHR EUCH AUCH NICHT AUSKENNT! DASS IHR AUCH ÜBERFORDERT SEID! Tröstende Worte bitte an mich! Die kann ich jetzt echt mal brauchen. (Diejenigen, die wissen, dass ich eine Dramaqueen bin - NA UND!? Bitte trotzdem aufmunternde Worte schreiben.)

So lange mach ich das, wie diese lustigen Vögel, die keine Vögel sind, weil sie ja nicht fliegen können. Ich stecke den Kopf in den Sand und warte, bis die Gefahr vorbei ist. Und dann lauf ich wie der Pfizipfeil einfach irgendwo hin. Oder ich setz mich jetzt einfach zu der blöden Planung und tu was für die 22 Zwerge, die saucool sind und auf die ich mich jetzt echt schon freue.

Montag, 12. November 2012

Ich bin Anfängerin.

Ja. So is' es. Ich bin Anfängerin. Ein Grünschnabel. Ein Neuling. Eine frisch G'fangte. Eine im ersten Dienstjahr. Am ersten Tag. Mit einer einzigen Frage:
WAS ZUM HENKER MACH ICH DA GRADE?!
Jepp. So is' das, wenn man plötzlich alleine in der eigenen Klasse steht. Das erste Mal. Noch keine Ahnung hat, wie man die Abläufe genau timen soll. Und ich spreche da jetzt nicht von "Wir machen jetzt blabliblablubb."
Ich spreche von:
Heftl austeilen oder doch einsammeln und VERDAMMT brauchen wir das Heft jetzt eigentlich?
Arbeitsblätter Name und Datum drauf, dann brav arbeiten, wenn fertig in die Ablage oder nein doch lieber zu mir her, ich muss das Zeug ja noch korrigieren.
Klo. Wer muss aufs Klo? War da nicht grad wer? Is' da nicht grad wer?
Große Pause. Raus aus der Klasse. Ja, raus. Die Klasse bleibt zu. Mah, ja. Dann holst halt noch deinen Saft, damit du nicht verdurstest.
Lied singen. Ich fang an. Urks, nein, das geht nicht. Klingt elendig. Also gemeinsam. Uäääh, aufhören, das tut ja weh in den Ohren. Na gut, dann eben mit viel Humor. Ich bin die Dirigentin, ihr seid-HALLO?-könnt ihr mal zum Singen aufhören? HALLOOOOOO. *knrisch* Oida. Na gut. Dann Angererstyle (benannt nach unserem viel gepriesenen Prof A. Angerer: einfach in die Mitte des Raumes stellen und stoisch warten, bis Ruhe einkehrt.) Neuer persönlicher Rekord: 11 Minuten warten, ohne ein Wort zu sagen. Kinder außer Rand und Band. Gut. Dann doch mal lieber Keksi-Style. R-U-H-E. Ach. Herrlich. Es is' ruhig. Und riecht a bissi nach Pipi. War wohl zu laut. Meh, jetzt kann gesungen werden.
Es läutet. Schule aus. Jetzt schon? Shit. Zeit übersehen. Aufräumen, Sessel rauf. Nein? Ok. Dann Sessel runter. (Später erfahre ich von der Putzfrau, dass mich die Zwutschgis volle angeschwindelt haben). Dann anstellen. Nein? Ihr müsst in den Hort? Wer? Was? Wie viele? Wieso sind die jetzt alle weg? VERDAMMT. Gut. Morgen dann anstellen und warten lassen. Ich kann warten. Mindestens 11 Minuten.

Ihr seht- ein erster Tag in der Schule als frischgebackene Frau Kollegin is SUPERANSTRENGEND. Und all das, was ich eigentlich wissen müsste, nämlich:
Wie erarbeite ich wichtige Dinge, wie Rechtschreibung, Grammatik, verschiedene Rechenwege etc weiß ich nicht. Oder: Wie zum Henker führe ich eine freie Unterrichtsphase ein? Wie erarbeiten Kinder Themen (Rechtschreibung, die direkte Rede etc.) ohne, dass ich Frontalunterricht machen muss? Kann mir das jemand sagen? Wir haben das nämlich nicht gelernt. Ich kann einen Wutball filzen. Und eine Spindel aus Holz machen. Und kreative Schreibanlässe geben (das macht mal wenigstens Sinn, danke Veronika!). Aber sonst? Sonst plansch ich da grad im eiskalten Wasser herum. Aber bei dem Witz und Charme von MEINEN Kindern muss ich euch ganz ehrlich eines sagen: Ich würde niemals wieder tauschen wollen.


Life begins at the end of our comfort zone.

Montag, 5. November 2012

Frau Kollegin.

So ist ab sofort meine Anrede. Nicht mehr "Kerstin" oder "Keks" oder (für die unhöflichen unter euch) "Posch". Nein. Frau Kollegin. Ich bin nämlich jetzt so eine. Also-ab nächster Woche halt. Weil mich der Ruf ereilt hat. Von oberster Stelle. Um meine Berufung anzutreten. Denn: Es ist nicht nur ein Job, den man ausübt. Es ist eine Berufung. Das hat irgendein pathetischer Schlaukopf mal auf der PH gesagt. Also bin ich jetzt berufen worden.
Fühle ich mich schon berufen? Joooo, na. Eigentlich eher nicht. Weil mal ehrlich: Frisch von der Uni, eine Zeit lang Ferien gehabt, dann wieder als Texterin in den unendlichen Weiten des Internetzes gearbeitet und plötzlich eine "Frau Kollegin" sein? S'kommt ein bisschen plötzlich. Ich hab aber trotzdem "Ja!" gesagt. Weil-na, was hätt ich denn tun sollen? Wenn das Telefon läutet und eine Frau Kunrath, nein-nicht "eine"- DIE Frau Kunrath, am anderen Ende der Strippe ist und als Erstes sagt:
"Frau Posch-ich hab eine Stelle für Sie!" Da sagst ja auch nicht "nein!"-oder? Ich also gleich "Um Himmels Willen, ja wie cool is' das denn? Ja ich will!" (Quasi: Bund für die Ewigkeit mit der Kunrath geschlossen und so). Sie erklärt alles Bürokratische, so weit so kein Wort verstanden. Ich rein zum Chef, Kündigung am Tisch. Dem wird schlecht, läuft an. Zuerst weiß, dann gelb, dann grün. Ich denk mir "Na Mahlzeit, wenn der da jetzt hinspeibt, schauts aus auf dem I-pad-das kannst nie wieder richten!" Er anscheinend den selben Gedanken, also bricht er doch nicht. Nur verbal halt. Ob das meine Priorität sei? Ob ich mir sicher sei. Ich denk mir: "Na heast, glaubst i hob de letzten drei Joar gmocht, weil i lustig bin?!?" Sag aber artig, dass es meine Berufung sei, Frau Kollegin zu werden. Er jetzt rot im G'sicht. Keine Gratulation, nur ein verzweifeltes wimmern. Da kann ich ihm jetzt aber auch nicht helfen. Ist ja nicht so, als ob ich ihn nicht vorgewarnt hätt', dass ich eines Tages (also, nicht ganz so bald, aber doch relativ schnell...) Frau Kollegin werd'. Dazwischen Jubelrufe meiner Mami aus'm Telefon, weil "Kollegin" sein is "des superste überhaupt".
Dann Telefonat mit der neuen Chefin, super nett. Freut sich auf "die neue Kollegin" und ist schon ganz gespannt auf sie. Also mich jetzt. Ich noch mehr gespannt als sie, quasi Pfizipfeil-mäßig.
Morgen erstes Treffen mit der neuen Chefin, um mich als neue "Frau Kollegin" vorzustellen. Dann werd ich eingewiesen, in meine neue Berufung als Kollegin. Und Klassenmama einer dritten Klasse.
Was soll ich sagen? Ich bin ein Kind der Sonne! Und eine Kollegin jetzt noch dazu!

Mittwoch, 22. August 2012

Wir wollen unseren Sex zurück!

Wie jetz'? Sex zurück? Jepp. Sowas passiert bei Pärchen. Still und heimlich. Bis es einer oder eine ausspricht: "So kann das nicht weitergehen. Wir müssen was ändern!" Wie es zu dieser Feststellung kommt? - Na eben so!
Bevor meine bessere Hälfte und ich zu einem Liebespaar wurden, waren wir
a) jünger
b) faltenfreier (er zumindest)
c) fitter
d) und vor allem d) schlanker.

Dann wurden wir ein Paar (Schnaitl Bier und Glühwein sei Dank).
Es begann Phase 1 in der Beziehung. Das von Singles verachtete aber trotzdem heiß begehrte "cocooning". Während dieser Zeit existieren nur die beiden Liebenden, die sich vor der Öffentlichkeit verstecken, um zu knutschen und ihrwisstschonwas tun und sich anhimmeln und all den Kram. In dieser Zeit wird keine Nahrungszufuhr benötigt. Luft und Liebe reicht. Echt jetz'.
In Phase 2 ("wir lieben uns, müssen aber nicht ständig knutschen") kehrt man langsam ins Sozialleben zurück. Langsam werden etwaige Hobbies wieder aufgenommen (natürlich in der Sparvariante, man und frau wollen ja Zeit füreinander haben). Der Freundeskreis kann aufatmen. Er oder sie sind wieder zurück. Halt mit Anhang, aber was solls, wenn der Anhang cool ist, passt das schon. In dieser Phase sind körperliche Bedürfnisse, wie pipi+pupu, pupsen, rülpsen oder essen noch ein Tabu.
Nach einigen Monaten, sagen wir nach einem Jahr, beginnt Phase 3. "Wir bauen uns eine gemeinsame Zukunft auf". Jetzt beginnt der echte Ernst des Lebens, Schulzeit quasi Kindergarten dagegen. Das Paar sucht sich eine gemeinsame Wohnung, richtet gemeinsam ein (er schwarz+weiß, klare Linien. sie Blumen und bunten Kram, der rumsteht und sinnlos, aber schön ist). "Normalität" hält Einzug. Plötzlich wird gemeinsam gegessen. Ja. Auch Frauen essen. Viel, wenn's gut ist. Eine neue Leidenschaft ist gefunden: Gemeinsam kochen und dann die unfassbaren Köstlichkeiten gemeinsam essen. Ein soziales Happening jeden Abend, um den Tag revue-passieren zu lassen. Mit Essen reflektiert sich's gleich viel besser. Toll, das echte Beziehungsleben ist endlich eingekehrt! (Zu diesem Zeitpunkt pupsen Mädls Schmetterlinge und müssen niemals pupu. Ganz selten pipi. Aber niemals pupu.)
Schleichend geht man von Phase 3 in Phase 4 über. In der "Willkommen im Alltag"- Phase fühlt man sich das erste Mal seit dem ersten Knutschen wieder normal und wie man selbst eben. Da wird plötzlich die schwarze Yogahose herausgekramt für einen gemütlichen DVD-Abend, der langsam in einen chilligen Fernsehabend, der wiederum relativ schnell in eine alltägliche Abendgestaltung übergeht. Dass er die Hose als "unsexiestes Teil, das man im Kasten hat" bezeichnet, ist ihr wurscht. Die Hose ist gemütlich, also bleibt sie am Körper. (Da passen Chips rein und Kekse und Schokolade, NAMMMMI!) Das großartige an dieser Phase ist der "ich bin so wie ich bin" Faktor. Meine bessere Hälfte hat mal zu mir gesagt, dass ich in den ersten 20 Minuten am Tag echt hässlich bin. Liegt daran, dass ich noch keine Wimperntusche trage, nach Heiti-Mundgeruch stinke und meine Haare aussehen, als ob ich in die Steckdose gegriffen hätte. Mir egal. Er stinkt auch. Und seine Haare sehen auch katastrophal aus. Fesch ist er trotzdem gleich nach dem Aufstehen (aber das braucht er ja jetzt echt nicht zu wissen). Wenn man am Vorabend die Nacht durchgefeiert hat, vielleicht einem auch noch was aus dem Gesicht gefallen ist und am nächsten Tag halbtot auf der Couch liegt und nur Suppe essen kann, wird gemeinsam gelacht. Kein Schamgefühl mehr, mehr dieses allwissende "ichweißgenauwieesdirgeht".
Doch plötzlich - plötzlich befindet man sich in Phase 5. Unsere aktuelle Phase. Die "Um Himmels willen, was ist aus uns geworden?" Phase. Wie wir dahin gekommen sind? Na eben so: Beide schreiben die Bachelorarbeit. Beide brauchen viel Energie dafür. Was machen beide gerne? Essen. Also wird gekocht. Und gegessen. Beim Schreiben werden Kekse als Nervennahrung gegessen. Beim Fernsehen werden Chips gegessen. Denn: Wenn man viel Süßes isst, muss man danach auch Salziges essen - das weiß doch wirklich jede/r! Na, auf jeden Fall haben wir gegessen. Und gefaulenzt, weil ganz ehrlich: studieren, Abschlussarbeit schreiben+ arbeiten macht müde und strengt an. Zeit für Sport bleibt da sowieso nicht. Weil: Wir spinnen ja nicht und stehen um sechs in der Früh auf, nur damit wir laufen gehen können. Pf! Also sind wir beide zu dem geworden, was wir jetzt sind:
FETTSÄCKE. Behaarte Fettsäcke. (weil rasieren ist auch super anstrengend und boah, echt he! Lieber noch chips und kekse essen...) Zu dieser Feststellung sind wir gestern am Mattsee gekommen. Weil uns beiden der Bauch über die Hose gehängt ist. Und mir sowieso schon lang keine Hosen mehr passen.
Darum beginnt jetzt Phase 6. "Wir wollen unseren Sex zurück!". Sport so oft wie möglich. Zum Frühstück ein blödes Müsli mit noch blöderem Obst. Zu Mittag noch mehr Gemüse (ja. Auch Vegetarier/innen können NOCH MEHR Gemüse essen) und weniger Kohlehydrate (glaube nicht, dass ich das tatsächlich überleben werde). Am Abend nur noch Joghurt mit Bananen (ja. auch für Laktoseintolerantinnen wie mich gibt's sowas. Leider.). Oh Gott. Diese Phase wird die Hölle! Ich werde grantig sein und muffig und ständig hungrig. Aber irgendwann sind wir wieder das, was wir vor drei Jahren waren:
a) gutaussehend
b) fitter
c) zufriedener
d) und vor allem d) schlanker

Ach- und- wer mich gut kennt weiß, es ist wahrscheinlich "nur eine Phase"!




Übrigens: "Sex" in diesem Zusammenhang meint nicht ihrwisstschonwas sondern ist die Kurzform für "Sexappeal". Was habt ihr denn geglaubt, ihr Schweindln!

Donnerstag, 16. August 2012

Eine Landpartie! Wie schön!

"Uhmei! Das taugt mir!" sagt sie, die Deutsche, die vor ein paar Jahren in mein Heimatdorf gezogen ist. Weg aus einer deutschen Großstadt, hin in eine 2.000 Seelengemeinde im Inneren Salzkammergut. Quasi: Tausche U-Bahn gegen Traktor. Das Leben als Graphikerin zu stressig, zu oberflächlich, zu laut, zu busy. Lieber mehr Ruhe, Natur, Blumen und weniger Menschen.
Was sie zu Hause in dem Dorf geschaffen hat, da wird jede/r neidisch. Ein unglaublicher Blumen- und Kräutergarten, ein selbst gebauter Pizzaofen (steht im Freien und sieht großartig aus), das zuvor unscheinbare Haus mit viel Liebe zu einer grünen Oase umgestaltet. Eigentlich sollte sie mit einem Strohhut, ihrer Latzhose, die sie manchmal trägt und ihren beiden Hunden abgebildet werden in irgendeinem Frauenmagazin. Denn sie macht seit Jahren das, was jetzt bei allen Hipster und super fancy Stadtmenschen en vogue ist: Sie genießt das Landleben in vollen Zügen. Der Weg dahin war hart. Wegen der Einheimischen. Die sind ein bisschen, na sagen wir, störrisch und verschlossen. Aber egal. Das wäre ein eigenes Blogthema.

Also- die Deutsche hat schon vor einigen Jahren das angefangen, was Menschen am Land schon seit Generationen machen (weil sie es können) und was Stadtmenschen erst seit ein paar Jahren auf ihren Minibalkonen machen: gachtln. Oh, äh, sorry- ich meine "gardening". Auf gosingarisch eben "gachtln". Im Kräutergarten von der Deutschen im Salzkammergut blühen verschiedenste Pflanzen, die einen der besten, wenn nicht sogar den besten, Kräutertee weltweit ergeben. Wie viel Arbeit da dahinter steckt, will man gar nicht wissen. Wirklich nicht. Meine Mama hat sie mal gefragt, sie hat ihr aufgezählt, was sie alles macht, damit der Garten so ist, wie er eben ist. Also, das ist echt eine Mordsarbeit. Das wollt ihr gar nicht wissen.
Das vergessen die meisten Backtotheroots-Fans. Dass das Leben am Land tatsächlich mühsam ist. Mich amüsieren die romantischen Ideen immer von Leuten, die gerne eine kleine Alm hätten mit Schafen und  keinem Fernseher, Handynetz etc. Wenn man Viecher hat, muss man in den Stall gehen. Um 5 Uhr morgens. Und dort stinkts. Nach Pupu. Jawohl. Und dann kann man nicht einfach so auf Urlaub fahren, weil man ja die Schafe, Ziegen, Hühner (was auch immer und erstaunlicherweise will niemand Kühe haben) etc. nicht alleine lassen kann. Ist ja nicht so, wie eine Hauskatze, die der/die Nachbar/in schnell füttern kann. Und kein Handynetz haben ist auch scheiße. Leben wir im 18. Jahrhundert ist nicht so toll, wie es sich anhört. Spätestens, wenn in der Nacht das Feuer im Kachelofen ausgegangen ist und in der Früh kühle 10 Grad in der Stube herrschen, wünscht man sich den guten alten Heizkörper zurück.
Vor kurzem habe ich den Sticker "My wool doesn't kill people" gesehen. Da musste ich schmunzeln. Möchte wissen, woher die pink-farbene Wolle kommt, die jetzt zu tausenden Hauben, Stirnbändern, unförmigen Pullis und eingestrickten Bäumen (ja. echt. das nennt man "guerillastricken") kommt. Von den eigenen Schafis wahrscheinlich, die man auf der Alm hat. Und die pinke Farbe wird aus Rosen hergestellt oder wie?
Plötzlich wird auch wieder Brot selbst gebacken und Korn selbst gemahlen und was weiß ich was noch alles.  Wenn ich meiner Oma erzähle, dass in meinem Freundeskreis Leute echt wieder selbst Brot backen, dann grinst sie nur. Wissend, dass das vielleicht ein halbes Jahr lang spannend ist: Aber dann, das weiß sie ganz genau, geht's dir am Senkel, weil das hin- und hergeräume der Küchenmaschine, das herumgepatze und die Körndl vom selbst gemahlenen Getreide, die überall herumliegen, einem voll auf die Nüsse gehen.

Das Landleben für Stadtmenschen ist ein Landleben light. Ein "ein bisschen gardening", ein "ein bisschen knitting", ein "ein bisschen baking". Eben ein bisschen das schlechte Gewissen beruhigen, weil wir in einer Welt leben, die wirklich zum Kotzen ist, weil Spekulanten aus einer puren Laune heraus Länder in den Ruin treiben, die Privatwirtschaft die Reichen reicher und die Armen ärmer macht, weil eben Hoamatwahnsinn derzeit sowieso in ist.
Die Deutsche hat das erkannt und ist ausgestiegen. Und das noch, bevor die ganzen Zeitschriften und Bloggerinnen angefangen haben, von österreichischem Brauchtum, selbst gebackenen/ geschossenen/ geschlachteten Wasweißichwas geschrieben haben. Von einer Metropole in ein Dorf. Nix mit ein "bisserl gardening, knitting and baking". Die macht das volle. Eine echte Trendsetterin sozusagen, die "eine Landpartie" zu ihrem Lebensmittelpunkt gemacht hat. Chapeau!

Ich finde, sie sollte in einer der kommenden Ausgaben vom "Servus" Magazin eine Doppelseite kriegen. Das hätt' sie sich verdient. Weil der Garten, ich sag's euch! Uhmei! Das taugt mir!



Ach übrigens: Das klingt jetzt, als ob das Leben am Land/in den Bergen so hart wäre. Pf! Die Leut' dort sind ja nicht blöd. Da backt fast niemand sein Brot selber, gestrickt wird nur für die Enkelkinder und eine Alm hat man nur deshalb, weils die 10 Generationen vor einem auch gehabt haben und diese noch immer in Familienbesitz ist. Nur eines ist tatsächlich für alle Pflanzenfans das selbe: gardening aka gachtln. Meine Mama behauptet, das entspannt. Wahrscheinlich muss ich erst mal so alt werden wie meine Mama (die natürlich noch nicht alt ist). Dann find ichs auch entspannend.




Montag, 6. August 2012

Autonome Region Freistaat Salzkammergut


Liebe Touristikerinnen und Touristiker,

Mir reichts hiaz. Owa gscheit. Es hobts jo keine Ahnung. Es Klachin.

Zu Deutsch:
Aus gegebenem Anlass muss ich das jetzt endlich einmal festhalten. Folgende Tourismusregionen, die sich Salzkammergut nennen, gehören definitiv NICHT dazu:
  • alles rund um den Attersee
  • die Mondsee Gegend (ich meine der Irrsee-seriously?!?)
  • Vöcklabruck (also jetzt aber wirklich!)
  • Hof richtung Salzburg (Thalgau. Im Salzkammergut. Owa sunst gehts schon nu, oder?)
  • Ohlsdorf (da muss ich laut lachen)

Definition:
Im Norden bildet das Alpenvorland die Grenze zwischen dem Austritt der Salzach ins Alpenvorland bei Salzburg und dem Austritt der Traun ins Alpenvorland bei Gmunden. Die Grenze im Osten wird von der Traun gebildet vom Traunsee flussaufwärts bis zum Hallstätter See. Im Süden verläuft die Grenze vom Hallstätter See entlang des Gosaubachs bis Gosau und zum Pass Gschütt.

Also noch einmal zum Mitschreiben:
Der Attersee und der Mondsee san nit im Soizkommaguat. Und ois ona, wo's gän dabei waratn, is' a nit. Haschofftzeiten!

Beste Grüße, 
ein wütendes Keks, dass aus dem ECHTEN Salzkammergut ist!