Donnerstag, 14. April 2011

Politische Korrektheit authentisch wertschätzen

Wenn man nicht mehr "Umwelt" sagen darf, sondern "Mitwelt" (Umwelt schließt mich aus- Mitwelt schließt mich ein), wenn man gefragt wird ob man sich als werte Kollegin nicht wohlfühlt, weil man nach acht Stunden durchgehendem Unterricht einmal unkonzentriert ist, wenn man gefragt wird, ob man denn bereits am so eben fixierten Schwerpunktthema arbeite, weil man den Termin der Präsentation während des Unterrichts im Kalender einträgt, wenn man mit säuselnder Stimme vernimmt, dass die Unterrichtssprache- auch wenn man unter KollegInnen ist- weder pinzgauerisch noch gosingarisch sondern Standardsprache ist, wenn man während einer Diskussionsrunde jemanden eine Viertel Stunde neben sich stehen hat, und die Person plötzlich meint, sie wolle nicht stören und sie hoffe genau dies täte sie nicht, aber sie wolle nun wissen worum es gerade gehe, anstatt sich einfach hinzusetzen und mitzudiskutieren - dann befindet man sich inmitten der politisch korrekten wertschätzenden Authentizitäten, die an der PH Salzburg unsere Nerven überstrapazieren.
Übermotiviert wertschätzende Mitfünfzigerinnen arbeiten noch wertschätzender mit StudentInnen, die vor lauter political correctness in ihrer Freizeit verbal immer politisch unkorrekter werden, weil sie so viel säuseln und lächeln einfach nicht mehr ertragen können. Wertschätzungen, die so unauthentisch sind, dass sie fast schon beleidigend wirken. Anstatt ehrlich zu fragen: "Warum passt du nicht auf?" wird an der PH die Frage wie folgt formuliert: "Liebe Kollegin, fühlen Sie sich nicht wohl? Geht es Ihnen nicht gut oder wieso ist Ihr Verhalten gerade so?"
Uns wird seit Tag 1 eingebleut, dass wir als LehrerInnen authentisch sein sollten, weil Kinder es sofort merken, wenn man ihnen etwas vorgaukelt. Nun, so nebenbei zur Info: auch StudentInnen merken, ob jemand authentisch ist. Gekünsteltes Lachen nachdem man absichtlich einen Fehler in eine Choreographie eingebaut hat kommt ebenso schlecht an, wie das ständige sich entschuldigen und betonen, dass man störenderweise etwas fragen müsse, aber keinesfalls stören wolle, obwohl man wisse, dass dies sehr störend sein könne.

Liebe Damen!
Dieser wertschätzende Appell richtet sich an eure nicht authentische Art uns sehr authentisch auf den Wecker zu gehen.Wir wissen, dass ihr auch nur Menschen seid. Wir wissen, dass ihr auch schlechte Tage habt. Wir wissen, dass es mühsam ist, soviele StudentInnen zu unterrichten und wir wissen auch, dass schwätzende MitzwanzigerInnen schrecklich nerven können. Dann bitteschön tut uns allen einen Gefallen:
Sagt uns politisch korrekt und wertschätzend, dass wir die Klappe halten und aufpassen sollen. Das ist authentischer und jede/r weiß woran er/sie ist.