Mittwoch, 19. Januar 2011

Wie jetzt?

Das Leben in Österreich ist hart. Überhaupt als Österreicherin. Noch schlimmer als Studentin. Und am allerschlimmsten als vom Ausland Zurückgekommene. Österreich schenkt dir gar nichts. Wobei- so stimmt das nicht. Österreich schenkt dir aufgrund der Bürokratie jede Menge Drama, weggeschmissene Nerven, Lachkrämpfe (die hysterisch sind und absolut NICHTS mit einer lustigen Situation zu tun haben) und leere Konten. Oh- und- als Österreicherin ist es meine Pflicht, zu jammern. Zu sudern. Sudern macht ÖsterreicherInnen wieder glücklich und hält uns davon ab
a) die Regierung zu putschen
b) durchzudrehen
c) anderen Menschen eine gepflegte Ohrfeige (österr. "Watsche") zu geben
d) Innovationen anzuerkennen
e) sich zu freuen in einem friedlichen Land zu leben
f) das Sozialsystem eigentlich gut zu finden
....
Die Liste kann nach Belieben länger ausgeführt werden, was ich aber jetzt nicht mache, sonst sudert wieder irgendein/e LeserIn, dass das eine viel zu lange Liste ist wo eh nur Blödsinn steht.
Wo war ich also?- Ah ja! Bei der heimischen Bürokratie.
Wenn man also Drama will, dann sucht man um Beihilfen an, die laaaaaaaaaaange nicht genehmigt und dann plötzlich doch genehmigt werden um dann wieder gekürzt zu werden. Wie das geht?- Ganz einfach!
Die Behörde verlangt einen Bescheid, dass man drei Monate im Ausland verbringt- die finanzielle Unterstützung wird zugesagt. Dann stellt eine andere Behörde fest, dass die drei Monate eigentlich vier Monate sind - das heißt: ein neuer Bescheid muss ausgefüllt werden um dann einen Bescheid zur Verlängerung zu erhalten damit dieser dann ausgedruckt, unterschrieben und an die zuständige Behörde geschickt werden kann. Dass genau dieser Bescheid ausgedruckt und unterschrieben werden soll von der betreffenden Person (also MIR) hat kein Mensch erwähnt. Erst als das Schreiben der zuständigen Behörde bei mir einlangt, man könne den Zusatzmonat nicht finanzieren weil ich vergessen hätte, einen Verlängerungsantrag zu stellen, klingeln die Alarmglocken. In diesem Moment tue ich das, was von mir als gute Österreicherin erwartet wird:
Ich sudere.
Ich sudere die Beamtin an, sie möge doch bitte eine Ausnahme machen (ja, Österreich ist ein korruptes Land mit dem Lieblingsvitamin B), sie bleibt dennoch beim "nein!". Ich schaue auf mein Konto, rufe meine Mama an (ja, auch in meinem Alter ruft man in case of emergency noch immer die Mama an) und sudere. Über die blöde Kuh der zuständigen Behörde die mir mein Geld nicht gibt, den unterbezahlten Nebenjob an einer Kinokasse, mein unglaubliches Loch in meinem Konto und über die blöde eitrige Angina, die ich jetzt auch noch habe. Meine Mama sagt, ich solle sofort aufhören zu sudern (die scheint es mit den Pflichten als Österreicherin nicht ganz ernst zu nehmen) und die Ärmel hoch krempeln. Pf! Darüber sudere ich gleich bei meiner Freundin, weil mich die Mama ja nicht sudern lässt. Aber die sagt genau das gleiche. Hör auf zu sudern. Das ist jetzt hald mal so.
Na gut. Dann ist das hald mal so. Dann ruf ich eben alle an, die ich kenne (korruptes Land?- nein! Nachbarschaftshilfe nennt man so was in dem Fall!) und sudere um einen Job. Das sudern hat geholfen! Schon zwei Tage später werde ich überhäuft mit Angeboten. Viel zu viele. Wann soll ich denn die Jobs alle bitte machen? Das geht sich nie aus. Bitte- da darf ich jetzt aber schon sudern, oder? Bei so viel Arbeit, die mein Konto schneller auffüllt als gedacht. Die Mama bleibt hartnäckig beim NEIN- SUDERN NICHT ERLAUBT. Na gut, wenn ich schon nicht sudern darf, dann stell ich mir ernsthaft eine Frage:
WIE JETZT?- Vorher keine Arbeit in Sicht und dann auf einmal viel zu viel und alles auf einmal.
Das Leben in Österreich ist hart. Das Leben in Österreich ist hart. Überhaupt als Österreicherin. Noch schlimmer als Studentin.Und am allerschlimmsten ist es, wenn man plötzlich nach vier Monaten nicht arbeiten müssen was zu tun hat.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen